Dipl.-Ing. Bernhard Mattes

(70 Jahre Diabetes)
Dipl.-Ing. Bernhard Mattes

Mein Diabetes-Lebenslauf in Kürze:
An welchem Tag der Diabetes bei mir diagnostiziert wurde und ob es im Mai oder Juni 1953 war, kann ich heute nicht mehr sagen. Im Sommer dieses Jahres musste ich bewusstlos in die – heute nicht mehr existierende – Kinderklinik Rommelshausen bei Stuttgart eingeliefert werden. Die Vertretung meines Hausarztes hatte meinen Diabetes zuvor nicht erkannt, sie hatte Hirnhautentzündung oder Kinderlähmung vermutet, was meinen Zustand natürlich weiter verschlimmert hatte.
In der Klinik wurde dann ein BZ von 1250 mg/dl festgestellt. Dies war aufgrund meiner starken Austrocknung nur noch mittels einer Rückenmarkspunktion möglich. Damit war endlich klar, was ich hatte. Nach der Verlegung in die Kinderklinik Stuttgart, Birkenwaldstr. 10, die es heute auch nicht mehr gibt, ging es mir sehr bald wieder besser. Mit einmal morgens 12 E Depot-Hoechst und freier Kost wurde ich entlassen. Alle 4 Wochen musste ich in die Klinik ins Labor zum Zuckermessen nach der Hagedorn-Jensen-Methode kommen und wurde dann von dort therapiert.
Das Leben konnte nun weitergehen und das tat es.


Schon in den 50er Jahren wurden automatische Spritzhilfen wie das Helinos Infusion-Set angeboten, das ich auch benutzte. In dieser Zeit war ich auf mehreren Ferienlagern des Deutschen Diabetiker Bundes für Diabetische Kinder. Nachdem Bestehen der Aufnahmeprüfung in die Oberschule -dem heutigen Gymnasium -, machte ich im Februar 1962 mein Abitur. Es schloss sich das Studium der Nachrichtentechnik an der Uni Stuttgart an, mein Berufsleben bei der Fa. Bosch in Stuttgart begann am 1. Februar 1968 als Ingenieur (dort wurde man auch als Diplom-Ingenieur mit Ingenieur bezeichnet). Bei dieser Firma blieb ich mein ganzes Berufsleben lang.
Meine Heirat war am 5. September 1969. Als meine Frau und ich 3 Kinder hatten, bezogen wir 1976 unser neu gebautes, eigenes Haus in Sachsenheim.


Inzwischen waren die diabetischen Therapie-, Diagnostizier- und Verköstigungs-Möglichkeiten deutlich vorangeschritten, es gab Harnzuckerteststreifen-Rollen „Glukotest“ und z.B. Diabetiker-Süßigkeiten wie Schokolade und Bonbons, von denen man damals meinte, sie wären für Zuckerkranke geeignet, was sich heute ja als unzutreffend herausgestellt hat.

In der 80er Jahren kamen die ersten Geräte zur selbstständigen BZ-Messung wie z.B. der „Reflomat“ auf den Markt. So ein Gerät hatte ich auch. Die technischen Neuerungen und Diabetes-Kontrollmöglichkeiten setzen sich weiterhin laufend fort. Ich bin froh, dass ich daran teilhaben durfte und konnte.


Heute bin ich 81 Jahre alt, habe eine MinMed 780 G-Pumpe mit einem Guardian 4-Sensor, mit denen ich gut zurechtkomme, was insbesondere die SmartGuard-Funktion betrifft. Aber ich muss sagen, die Schwachstelle am Closed-Loop-Konzept ist immer noch der rtCGM-Sensor.
Ich wiege ca. 64 kg, mein letzter HbA1C-Wert war 6,5 % und ich habe keine ausgesprochenen Spätschäden – Gott sei Dank!

Veröffentlicht: 2023

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