Die Preisträgerin Erika Späth ist 15 Jahre alt und im ersten Lehrjahr zur Industriekauffrau, als bei ihr 1953 Typ-1-Diabetes festgestellt wird. Die Diabeteseinstellung erfolgt zunächst vier Wochen lang mit einer Kombination aus Insulinspritzen und Haferschleim. Erika fragt sich, was von beidem schlimmer ist. Sie wird mit einem starren Essensplan entlassen und spritzt sich zunächst einmal täglich Insulin. Als ihre Krankenkasse kurzfristig erwägt, das Insulin nicht mehr zu bezahlen, wendet sie sich an ihren Lehrmeister. Dank seiner Unterstützung wird das Insulin letztlich doch erstattet.
Mit 20 Jahren heiratet Erika und lebt 50 Jahre lang in Nürnberg. Das Paar bekommt keine Kinder, da eine Schwangerschaft zu gefährlich für Mutter und Kind wäre, wie ihr die Ärzte suggerieren. Diese Unwissenheit der Ärzte kostet ihr einmal fast das Leben. Bei einer anstehenden Gallenblasen-OP wird ihr Insulin einfach abgesetzt. Vier Wochen liegt sie auf der Intensivstation. Nach langen Verhandlungen mit der Krankenkasse erhält Erika Späth endlich ein eigenes Blutzuckermessgerät, das damals 450 DM kostet.
In der Diabetes-Klinik Bad Mergentheim wird sie auf eine intensivierte Insulintherapie eingestellt und kann endlich ihr Diabetes-Management komplett selbst in die Hand nehmen. Sie wird mehr und mehr zur Expertin für ihren Diabetes, zur Begeisterung ihrer behandelnden Diabetologin.
Mit 58 Jahren geht Erika Späth in Frührente und ist ab diesem Zeitpunkt zehn Jahre lang als Nachbarschafts-Oma aktiv. Sie kümmert sich liebevoll um viele Kinder in ihrer Umgebung.
Nach dem Tod ihres Mannes kehrt sie nach Oberfranken zurück.
Heute lebt sie in einem Heim für betreutes Wohnen. Ihre Hobbies sind Stricken und ihr Balkon, den sie mit Blumen, Bienen und Schmetterlingen schmückt.
Ihren Diabetes managt sie noch immer selbst. Doch eines bereitet ihr große Sorge: das Thema Diabetes und Pflege. Mehr und mehr wird ihr bewusst, dass viele Pflegekräfte sich nicht mit Typ-1-Diabetes auskennen. Aus Unkenntnis müssen Pumpen und Sensoren teilweise abgegeben werden. Beim Essen werden die Kohlenhydrate nicht ausgewiesen. Um auf diesen Missstand hinzuweisen, nimmt sie kein Blatt vor den Mund. „Menschen in Pflegeheimen brauchen eine viel bessere diabetologische Unterstützung!“
Danke für Ihren Einsatz, Frau Späth, und herzlichen Glückwunsch zur Mehnert-Medaille 2023!