Am 03. November 1934 wurde ich in Minchenwalde, Kreis Labiau geboren. Der Ort liegt ca. 70 km von Königsberg entfernt. Mit 10 Jahren, am 19.01.1945, mussten wir, meine Mutter und noch zwei Geschwister, durch den Krieg bedingt den Wohnort verlassen. Hier waren wir in Königsberg noch fünf Wochen durch die russische Armee eingeschlossen. Als nach dieser Zeit das Samland zum Hafen freigekämpft wurde, konnten wir per Schiff nach Danzig die Flucht fortsetzen. In Neufahrwasser wurden wir in einer Halle untergebracht. Dahinter standen Güterzüge bereit, die Flüchtlinge zur Weiterfahrt brachten. Die Fahrt ging dann eine Woche über Rostock, Lübeck, Kiel bis nach Flensburg. Von Flensburg bekamen wir eine Wohnung in Eggebek, im Kreis Flensburg zugeteilt.
Hier konnte ich dann den Schulabschluss machen. Danach bekam ich eine Lehrstelle im Kaufhaus für Einzelhandel. Nach der bestandenen Prüfung war ich noch ein Jahr bis zum 31.05.1954 tätig. Im Juni 1954 machte ich mich dann alleine auf die Reise nach Düsseldorf, wo ich eine Unterkunft bei Verwandten bekam. Am 11.06.1954 erhielt ich eine Anstellung in einem großen Automobilwerk. Schon nach kurzer Zeit wurde mir eine Tätigkeit im Export zugewiesen. Hier hatte ich mich gut eingearbeitet und wurde dann in diversen Schulungen weiter gefördert.
Im März 1955 bemerkte ich, dass ich ständig unter starkem Durst litt. Zu Ostern war eine Heimreise schon eingeplant. In Eggebek angekommen, ließ meine Mutter aufgrund der Probleme sofort einen Arzt kommen. Die Diagnose: Nierenprobleme, weiterhin viel trinken! Am 14.04.1955 wurde ich dann mit einem Koma ins Krankenhaus nach Flensburg-Mürwik gebracht. Einen Tag danach wachte ich im Bad auf. Mir wurde dann erklärt, dass ich ein Leben lang Insulin spritzen und Diät einhalten muss, Diagnose: Diabetes Typ 1.
Nach der Einstellung im Krankenhaus ging dann die Reise nach Düsseldorf zurück. Hier fingen die Probleme damit an, die Verwandten zu überzeugen, dass ich zweimal täglich spritzen und dabei eine Diät einhalten muss. Meine Arbeitsstelle im Automobilwerk wurde trotz meiner langen Krankheit nicht neu besetzt, sodass ich die Arbeit mit Erfolg weiter fortsetzen konnte. Ab 1957 nach einer Behandlung im Liebfrauenkrankenhaus in Düsseldorf, nach drei Tagen Koma, wurde mir geraten, zur Uniklinik nach Düsseldorf zu wechseln. Am 02.04.1957 wurde ich dann zur Neueinstellung eingewiesen. Hier hat man mich als Mitglied für den Deutschen Diabetiker-Bund geworben. Im Jahr 1960, als ich wieder in der Uniklinik Düsseldorf zur Neueinstellung war, lernte ich meine Ehefrau kennen. Auf dem langen Weg als Diabetiker ist sie mir stets eine große Stütze und Mutmacherin. Die Hochzeit fand 1962 statt. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. Im Jahr 1985 musste ich nach sechs Jahren zur Neueinstellung ins DDZ (Deutsches Diabetes-Zentrum). Herr Prof. Dr. D. Ziegler hat mich sehr intensiv für weltweite Studien geworben. Meine Zustimmung erfolgte nach Rücksprache mit meiner Ehefrau. Hieraus sind 30 Jahre geworden!
Seit März 2003 bin ich Insulin-Pumpenträger. Auch diesmal wurde ich im DDZ in Düsseldorf gut eingestellt. Bei sämtlichen Untersuchungen und Operationen war ich selbst für die Stoffwechsellage verantwortlich.
Außerdem hat mich Frau Dr. Sabine Haaß, Redaktion des „Diabetes Ratgeber“, um mein Einverständnis gebeten, einen Bericht mit Foto über meine bestehende Polyneuropathie abgeben zu dürfen. Über dieses Krankheitsbild wurde in der März 2013-Ausgabe eingehend berichtet. Weiterhin habe ich mich bereit erklärt, vor 25 Ärzten und Ärztinnen aus Rumänien und der Ukraine zur Situation meines Langzeit-Diabetes zu berichten.
Folgende Spätschäden sind bei mir durch den Langzeit-Diabetes aufgetreten: Polyneuropathie, Retinopathie (milde), Niereninsuffizenz, kor. Herzkrankheit (OP am 13.06.2013).
Trotz dieser Baustellen hat es mich nicht gehindert, voll im Leben zu stehen!
Veröffentlicht: 2015