Bei der diesjährigen Preisträgerin wurde die Diagnose Diabetes Typ 1 im Alter von 9 Jahren gestellt. Das ist nun 56 Jahre her. Es waren die typischen Symptome, die ihre Eltern veranlassten, in die Kinderklinik zu fahren.
Seit einiger Zeit trank Sabine Hančl literweise Wasser, hatte keinen Appetit mehr, wurde immer dünner, müder und schlapper. Im Krankenhaus wurde ihr und ihren Eltern schlagartig bewusst, was es heißt, von nun an ein Leben lang Insulin zu spritzen. Die Mitter lernte vor der Klinkentlassung, wie die ernährung berechnet werden muss, wie die Glasspritze ausgekocht und zusammengesetzt wurde und wie das Langzeitinsulin gespritzt werden musste. Kurze Zeit später übernahm die kleine Sabine selbst das Management ihrer Erkrankung – das bedeutete Freiheit und Unabhängigkeit. Das Spritzen übte sie an einer Orange.
Das Schlimmste für sie war, wenn jemand sie als armes Kind bedauerte, nur weil sie Diabetes hatte.
Später waren es die Vorurteile wie: Du wirst nicht älter als 40 Jahre, kein Mann will eine Frau mit Diabetes oder Kinder darfst du auf keinen Fall haben. Sabine Hančl studierte nach dem Abitur Sozialpädagogik für Jugend‐ und Erwachsenenbildung, arbeitete in der offenen Jugendarbeit, machte Individualreisen durch Europa, Israel und Westafrika. Nach dem Studium heiratete sie und gebar zwei gesunde Söhne, mit denen sie auch quer durch Europa unterwegs war.
Als ihr zweiter Sohn in die Schule kam, übernahm sie die Leitung einer Vorklasse mit multikulturellen Kindergruppen in der Grundschule und wurde später als Fachlehrerin verbeamtet. Aufgrund der eigenen Betroffenheit gründete sie im Landkreis die ersten unabhängigen Selbsthilfegruppen für Diabetiker Typ 1 und 2 und Eltern von Kindern mit Typ 1.
Da bei ihr 1982 eine Allergie gegen synthetisches Humaninsulin diagnostiziert wurde, spritzt Sabine Hančl bis heute ausschließlich tierisches Insulin. Nach dem Rückzug der tierischen Insuline aus Deutschland bezieht sie ihr Insulin nun aus England. Die Preisträgerin der Mehnert‐Medaille 2020, Frau Sabine Hančl, ist das beste Beispiel dafür, dass man mit einem hervorragenden Selbstmanagement ein ganz normales Leben führen kann, ohne Folgeerkrankungen zu erleiden.
Herzlichen Glückwunsch!